Bella figura im Urlaub

Mit der Bikinifigur ist das so eine Sache. Spätestens nach Ostern, also kurz vor der Sommermode, wird in Frauenzeitschriften verstärkt mit Trennkost und sonstigen Diäten vehement daran gearbeitet, dass Leserinnen endlich ihre überflüssigen Pfunde ins Visier nehmen und sich kasteien. Kein besonders leserfreundliches Programm, das sich die Herren und Damen Redakteure da Jahr für Jahr ausdenken. Ich frage mich, wozu eigentlich die ganze Schinderei? Um in den ersten drei Tagen am Strand mit einem flachen Bauch bella figura zu machen? Und dann?

Tatsächlich ist es nämlich so, dass im Urlaub meistens mehr gegessen wird als daheim und zusätzliche Kalorien durch vormittägliche Cocktails am Pool und literweise Strandbier zugeführt werden. Die Konsequenz: Der wochenlang nach strengen Plänen hart erarbeitete Traumbody schmilzt schneller wieder dahin als man Sit-ups machen kann.

Dummerweise verbrennt man in der Sonne höchstens seine Haut und leider nur unwesentlich mehr Kalorien als normal. Bei der ganzen Entspannung und Faulenzerei fährt der Körper nämlich auch seinen Stoffwechsel herunter. Leichte Kost und abends der Verzicht auf Kohlenhydrate wären also angesagt und werden empfohlen. Und mehr Bewegung.

Schade um die guten Gnocchi!

Wollen wir uns von den ganzen Restriktionen wirklich den Urlaub verderben lassen? Denn gerade dann schmecken Pizzen, Pasta und Pane einfach nochmal so gut. Vom Wein ganz zu schweigen. Der Geruch des Meeres und der Pinien, die warmen Nächte, das Zirpen der Grillen – wir sind entspannt, wir haben Zeit für den Genuss, es gibt weder Alltagsroutine, noch Fernseher oder sonstige Verpflichtungen.

In der Toskana zum Beispiel kann man sich auch bestens mehr Bewegung bei kulturellen Ausflügen verschaffen. Blöderweise landeten wir bei einer solchen Aktion auf einem wunderschönen Platz, wo auf einer Seite ein Eisladen mit „dem besten Eis der Welt“ warb und gegenüber ein anderer, der sich „mehrfacher Eis-Weltmeister“ nannte. Lange Schlangen vor beiden, was für die angepriesene Qualität der Ware sprechen durfte und wovon wir uns selbstverständlich selbst überzeugen mussten. Also bewegten wir uns ab da jeden Nachmittag mal zur einen, mal zur anderen Gelateria, um ein eigenes, fundiertes Urteil abgeben zu können. Das Ergebnis nach zwei Wochen: unentschieden, Eis bei beiden prima.

Oder man hat wie wir die Hunde im Schlepptau, die zumindest morgens und abends spaziert werden müssen. In Italien sind Wanderwege nicht so verbreitet, da ist es schon notwendig, etwas querfeldein zu gehen. Bei 34 Grad bricht einem dabei nach 10 Metern schnell mal der Schweiß aus. Und dann erst recht, wenn neben einem plötzlich ein riesiges Wildschwein im Gestrüpp losdonnert. In Sekundenbruchteilen sieht man sich dann mit der Frage konfrontiert, auf welchen Olivenbaum man jetzt am besten flüchtet, was dann mit den Hunden passiert und ob man seine guten Absichten durch Trällern der Zauberflöte vermitteln kann. In unserem Fall rannte der Eber glücklicherweise in die entgegengesetzte Richtung davon.

Zurück im Haus hätte man diesen Schock auch nicht besser verarbeiten können als mit einem Schlückchen Limoncello, während sich einer der Hunde heimlich mit der vorbereiteten Parmigiana beruhigte – und uns unseres Abendessens beraubte.

Auch so kann man seine schlanke Linie im Urlaub halten.

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