Frühes Trauma

Kein Wunder, dass Kinder keinen Spinat mögen. Ich denke nur an all die ekliggrünen Rahmspinat-mit-Kartoffel-Gläschen, die in ihrer frühkindlichen Prägephase säuselnd in sie hineingelöffelt werden: „Eins für Oma, eins für Otto den Mops, eins für…“ Mit jedem Löffel steigt der Widerstand. Am Ende hilft nur noch der Wischlappen. Das später auszubügeln erfordert Geschick, Hartnäckigkeit und einen langen Atem.

Wie so oft kommt es dann vor allem auf eine attraktive Verpackung an. Man muss die grünen Blätter in Patties verstecken, als Pfannkuchenfüllung tarnen, in grüne Nudeln umwidmen und den Kindern durch die Hintertür wieder schmackhaft machen. Und bei Nachfragen zunächst am besten nicht beim Namen nennen, sondern positiv bestärken. Das kennt man aus der Hundeerziehung. „Was ist das Grüne da?“ – „Och… schmeckt es dir, ja? Möchtest du noch mehr?“

Spinat ist ein feines Gemüse, durchaus elegant, gesund und vielfältig einsetzbar. Eingearbeitet in Gnocchi ist Spinat zum Lieblingsessen der Kinder avanciert, und der Babyspinat-Salat à la Ottolenghi mit roten Zwiebel, Datteln, gerösteten Mandeln und Pita-Brot-Stückchen ist einfach nur köstlich. So zubereitet wird er selbst von diversen Männern (die sind ja auch ein bißchen wir Kinder) heiß geliebt.

In diesem Monat des Wartens – der Kohl ist einerseits vorbei, der Schnittlauch aber noch mitten im Wachstum – ist der Spinat ganz vorn mit dabei. In meinem Beet sprießt er vorsichtig aus der Erde. Vor Schnecken scheint er sicher zu sein. Vermutlich hatten die auch schon ein einschlägiges Trauma.

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