Mach mal, Google!

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Nur damit mir nicht wieder Klagen kommen (nicht wahr, liebe Karo?): Bitte erst den Herd ausschalten, den Wasserhahn zudrehen und einen Blick in den Backofen werfen. Nichts mehr an? Gut, dann darf man sich jetzt in aller Ruhe der Lektüre widmen…

Apropos Lektüre. Kürzlich habe ich gelesen, dass ungefähr die Hälfte der deutschen Bevölkerung an Technik interessiert ist. Etwa genauso viele sind der Meinung, dass die neue Technik, also alles, was mit der Digitalisierung unseres Lebens zusammenhängt, unsere Lebensqualität verbessern kann. Im Klartext: Alexa, Google, die selbstfahrenden Autos, Smarthomes – all das macht es uns noch bequemer als es sowieso schon ist. Und wir? Werden dafür immer träger. Der Kühlschrank sagt mir, wann Weißwein und Sahne zur Neige gehen und bestellt gleich nach. Oder schließt bei Amazon ein Pasta-Abo ab. Nudeln bis ans Lebensende. Ist doch praktisch, muss man nicht mehr daran denken und streicht es einfach von der Festplatte.

Immerhin sieht eine Mehrheit der Befragten auch, dass die Technik, je weiter sie sich entwickelt, immer mehr Zwänge auf uns Menschen ausübt. Es entstehen Abhängigkeiten von den Herstellern und Konsumenten verlieren die Macht über ihre Daten. Tja, es existiert sogar die Befürchtung, dass Hacker, Geheimdienste und Kriminelle irgendwann Haus und Leben und Kühlschrank kontrollieren, bis schlimmstenfalls alles im großen Chaos versinkt.

Nun, wenn ich mich so in meiner Küche umschaue, steht zum Glück kein Echo Dot-Gerät herum und lauscht meinen Ansagen: „Alexa, back mal Kuchen“, „Los, mach Mittagessen!“, „Google, geh einkaufen“. Sie verhallen unbeachtet im Raum. Zum Verdruss meines Mannes verweigere ich mich sogar dem Online-Lieferservice und schleppe lieber alles selbst. Aber das versteht er einfach nicht. Ich treffe unterwegs nette Leute, lasse mich inspirieren, zum Kochen anregen – was eben so alles dazu gehört.

Wer braucht schon einen 3-D-Drucker, der eine Pizza, einen Design-Pfannkuchen oder eine kalorienfreie Mahlzeit aus Nanozellulose ausspuckt? Oder einen Kochroboter mit künstlicher Intelligenz, der gelernt hat wie ein Sternekoch zu brutzeln? Im Gegensatz dazu scheint meine Küche aus der Steinzeit zu stammen – oder so ähnlich….

Gerade an einem so harmlosen Ort wie der Küche offenbart sich die subtile Abhängigkeit von den technischen Gerätschaften doch besonders. Auch wenn sie noch so hoffnungslos analog sind und dem neuen Trend hinterherhinken: Was täte man ohne seine Küchenmaschine, den Heißluftofen, das Induktionskochfeld, den Handmixer?

Ihr Daseinsgrund besteht ausschließlich darin, dass sie etwas besser können als wir. Und unsere Abhängigkeit von ihnen offenbart sich vor allem dann, wenn etwas schief geht. Natürlich weil wir es selbst vermasselt haben. Weil wir uns vom Telefonat unserer Freundin ablenken lassen, zu doof zum Einstellen der Zeitschaltuhr am Herd sind oder einfach vergesslich werden. Dann verschmort der Pinsel mitsamt der Butter eben zu einem schwarzen, stinkenden Klumpen im Topf, der Tee zieht statt 3 Minuten eine halbe Stunde oder die Milch kocht und kocht über.

Trotz allem geben wir unsere Autonomie nicht auf und lassen uns von der Technik nicht einlullen. Im Gegenteil, sie hält uns noch ganz schön auf Trab.

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2 Kommentare Gib deinen ab

  1. Karo sagt:

    Danke Anna! Wenn Du die Warnung ab jetzt grundsätzlich Deinen Artikeln voran stellst, kann meinem Lieblingstopf vielleicht nichts mehr passieren. Andererseits weiß ich jetzt, nachdem ich drei Tage alles ausprobiert habe, von herkömmlichen Schrubben über Natron bis Zitronensäure, dass bei eingebranntem Olivenöl nur die gute alten Stahlwolle hilft.

  2. anna sagt:

    Siehst du? Uns wird niemals langweilig…

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