Mein italienischer Garten, oder: Schutthalde mit Meerblick

Vielleicht ist es ja ganz gut, dass ein Wunschtraum erstmal nur rein fiktiver Natur ist, eine Idee, ein Fantasiegebilde, etwas, das schwer erreichbar ist. Wenn man nämlich tatsächlich dann einmal an den Punkt kommt, ihn in die Realität umzusetzen, kann so ein Traum einem ganz schnell auch den nächtlichen Schlaf rauben. Vor allem, wenn er mit Bauen zu tun hat.

Ich weiß wovon ich spreche, denn unser bislang schwierigstes Projekt (und beileibe nicht das größte) beschäftigt mich seit ein paar Monaten: die Restaurierung einer alten Ölmühle an der ligurischen Küste, man könnte auch sagen, einem großen Haufen alter Steine in bella posizione, jedenfalls aber die Umsetzung des Traums vom Haus am Meer, von Artischocken und Tomaten, Zitronen, duftendem Rosmarin und einer Palme im Garten, vom Leben im Freien, von Sonne und Wärme.

An seinem Traum sollte man immer schön festhalten, besonders, wenn man auf die unvermeidlichen Probleme stößt, alles kompliziert wird, zu lange dauert, als geistiges Mantra immer das Ziel vor Augen, das sich hoffentlich irgendwann einstellen wird.

Im Moment könnte ich aber verzweifeln beim Anblick des Schutts, der Abbruchsteine und der Gerätschaften, die aus meinem kleinen italienischen Garten einen desolaten Ort gemacht haben, und ich hoffe, die alten Mandarinenbäume, die im Winter noch so schöne Früchte hervorgebracht haben, halten mit ihren ramponierten Zweigen noch ein bißchen durch unter dem Schottermulch (ich werde mich ganz doll um euch kümmern, wenn das hier alles überstanden ist, versprochen!).

Wie gut, dass ich im Herbst meine alten Rosen, die schwarze Johannisbeere und die Calla bei der Nachbarin deponiert habe. Und wie konnte ich nur auf die Idee kommen, den Garten anlegen zu wollen, während im und am Haus gearbeitet würde. Jetzt verstehe ich auch den verständnislosen Blick des Maurers, als ich ihm diesen Gedanken vor ein paar Monaten vortrug… Na gut, ich hab´s ja dann nicht gemacht.

Ich weiß, wie unser neuer Ort demnächst aussehen könnte, doch bis dahin brauche ich noch ganz starke Nerven.

Immerhin ist das neue Dach schonmal drauf, Zwischendecken sind abgerissen, die alten Böden rausgestemmt und der Putz von den Wänden geschlagen. Das Problem ist leider, dass man aus der Ferne wenig ausrichten und kontrollieren kann und die Handwerker dort (genau wie bei uns) auch gerne auf mehreren Hochzeiten tanzen oder sonstwas machen. Also reise ich alle paar Wochen dorthin, lasse die Familie zuhause, die natürlich vorher noch notversorgt werden muss, versuche, entspannt zu bleiben und wenigstens ein paar Freunde zu sehen, komme wieder nach hause, bringe alles auf Vordermann, kümmere mich um meinen vernachlässigten Gemüsegarten, während meine Gedanken erneut an der Baustelle kleben und an all den Dingen, die noch gemacht werden müssen.

Und das soll alles bis Mitte Juni fertig sein? Wer´s glaubt…

Ich muss wohl bald einen neuen Flug buchen.

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2 Kommentare Gib deinen ab

  1. Claudia B. sagt:

    Halte durch! Das wird später traumhaft da. Und alle Strapazen sind vergessen.

    Viele Grüße Claudia

    1. anna sagt:

      Liebe Claudia, vielen Dank, dass du mit Mut zusprichst. Ich tue mein Bestes…

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