Nachgekocht: Das perfekte (nackte) Rührei

Ungeduld ist ein schlechter Ratgeber beim Kochen. Das sehe ich, wenn sich zum Beispiel mein Göttergatte ein Rührei macht. Die Eier werden noch nicht einmal verquirlt, sondern direkt in die (natürlich) zu hoch erhitzte Pfanne geschlagen, sie setzen (natürlich) an und bleiben darüber hinaus auch noch ungewürzt. 

Dabei ist es doch wirklich einfach und geht schnell, vernünftige Scrambled Eggs zu machen. Das dachte ich zumindest, bis ich über einen Artikel der Guardian-Autorin Felicity Cloake gestolpert bin, die tatsächlich der Frage nachging, wie das perfekte Rührei zuzubereiten sei. Nun gut.

Ich muss zugeben, es gibt durchaus einige Faktoren, die Einfluss auf das Ergebnis haben können. Beim Prozedere sind die Hitze, die zugefügte Art der Flüssigkeit und des Fetts, und selbst die Rührfrequenz von Bedeutung. Und dann wird daraus doch wieder eine kleine Wissenschaft.


Frau Cloake beschreibt und probiert nun in aller Ausführlichkeit die unterschiedlichen Zubereitungsarten bekannter Köche und anderer Persönlichkeiten. Ich möchte es kurz machen: Der eine schlägt die Eier direkt in die kalte Pfanne und fügt dann viel Butter dazu, der andere erhitzt die Butter und kippt dann die verquirlten gesalzenen Eier hinein, oder pochiert die Eimasse im Wasser, man rührt langsam oder „wie verrückt“,  von innen nach aussen oder faltet das Ei, fügt Sahne oder Crème fraîche dazu oder oder. Ich habe gestaunt. Die Zubereitungsart meines Mannes war übrigens nicht dabei, was mich nicht erstaunt. Doch fast alle Variablen beeinflussen das Ergebnis in irgendeiner Weise, die Farbe des Rühreis, seine Textur, seinen Geschmack.

Das Ergebnis sollte doch so sein: Ein Rührei von schön gelber Farbe (das heißt: wenig Beimischung), einer lockeren Konsistenz (das heißt: bedachtsam rühren) und von reichhaltigem Geschmack (das heißt: den Geschmacksträger Fett benutzen). 

Felicity Cloake bevorzugt letztendlich nun folgendes Rezept: Die Eier direkt in eine schwere Pfanne schlagen, mit ein bisschen Butter und Salz bei mittlerer Temperatur gut verrühren. Dann die Eier für 10 Sekunden stocken lassen, eventuell von der Herdplatte nehmen, sollten sie ansetzen. Weiter rühren, wieder 10 Sekunden stocken lassen usw. bis sie annähernd die gewünschte Konsistenz haben. Dann ist der richtige Zeitpunkt, um sie vom Herd zu nehmen, die Crème fraîche unterzurühren und sofort zu servieren.

Vielleicht habe ich mit dem Einrühren der Crème fraîche zu lange gewartet, der Geschmack war gut, aber die Textur hat mir nicht so gefallen, ich fand sie etwas zu flockig. Ausserdem setzten die Eier am Pfannenboden an (was aber auch an der Pfanne liegen kann). Mein Vorschlag für das perfekte (nackte) Rührei ist wie folgt und auch keine Wissenschaft…


Zutaten:
2 Bio-Eier
1 Schluck Milch
Meersalz
Butter

Die Eier mit einem Schluck Milch verquirlen, salzen und auf die heiße Butter in der Pfanne schütten, kurz stocken lassen, immer wieder in bisschen von aussen nach innen vorsichtig bewegen, solange es noch saftig ist nochmal Butter auf die Masse geben, verlaufen lassen, nochmal bewegen, fertig. Das Rührei ist nachher schön saftig, locker und schmackhaft.

Rühreier schmecken auch gut mit gewürfelten, angebratenen Tomaten und Frühlingszwiebeln. Dann sind sich auch nicht mehr „nackt“.

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2 Kommentare Gib deinen ab

  1. Patrice sagt:

    Schönes Thema, 1000ende Möglichkeiten! Bin sehr nahe bei Dir mit meinem Geschmack, bevorzuge aber tatsächlich Olivenöl als fett! In diesem Fall ein leichtes, eher fruchtiges! Wichtig für mich: Im Moment des Auftuns muss dass Ei noch etwas sacken, aber nur eine Mikrobewegung! In etwa so wie wärmer Käse, sonst ist es entweder zu flüssig, oder zu trocken!

    1. anna sagt:

      Lieber Patrice, in der Tat geht es genau um den Moment, den du beschreibst. Übrigens finde ich Olivenöl ebenso lecker, es gibt dem Rührei eine etwas andere Note. Danke für den Hinweis!

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