Alles in Butter

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Kürzlich erhielt ich den Newsletter meines Buchhändlers, diesmal zu den Neuerscheinungen des diesjährigen Buchherbstes. Darunter (wie sollte es auch anders sein) viele Kochbücher. Von Jamie Oliver über Yotam Ottolenghi bis hin zu Alfons Schuhbeck – alle lassen sich wieder in ihre Kochtöpfe schauen und jeder zelebriert den Genuss auf seine Weise.

Aber ach! Wenn uns nur nicht diese ganzen Probleme quälen würden, die voll im Fokus der Zeit liegen, aber mit Lust am Essen wenig zu tun haben. Sie sind der Anlass für Bücher, bei denen es um Kurkuma gegen Krankheiten, Rezepte gegen Darmstörungen und Ernährung gegen das Altern geht. Selbst psychologische Beratung für den Familientisch, Feinkost im Thermomix (wie soll das bloß gehen?) und kulinarische Zeitreisen ins Mittelalter finden Abnehmer.

Durchaus nachvollziehen kann man Titel über spoonfood, meal prep und ramen (bitte was?), sie sind für das jüngere Publikum konzipiert. Doch was will man mit diesen lauen Weihnachts-, Großmutter- und Saucen-Kochbüchern? Ganz schick dagegen und passend zur neuen Trendsportart Jagen (neuerdings mit Vorliebe von wohlbetuchten Damen aus urbanen Kreisen praktiziert) erscheinen die Publikationen zu Wildschwein & Co.: Wild grillen, Wild in der Küche, Rezepte aus dem Wald, Kochen in der Jagdhütte, Hausschlachtung, Wurst selber machen.

Na gut, wenn man weiß, dass Kochbücher mittlerweile Lifestyleprodukte sind, die gerne verschenkt werden oder – wenn sie besonders teuer sind – lieber gleich im eigenen Regal und auf dem Coffee Table landen, dann ist klar, dass sie noch nicht auf die rote Liste der bedrohten Spezies gehören und auch weiterhin neben den zahllosen Rezepten im Internet erscheinen werden.

Trendthemen kommen und gehen, sie erfassen einen aktuellen gesellschaftlichen Wandel, aber solange wir noch selber kochen – unter welchen Berücksichtigungen auch immer – ist doch alles in Butter.

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