Eigentlich kommt es selten vor, dass ich vor Gemüse stehe und nicht weiß, worum es sich dabei handelt. So ist es mir aber vor ein paar Tagen ergangen, als ich bei meiner Gemüsefrau Nicoletta stand und frustriert feststellen musste, dass die Palmkohlsaison bei ihr vorbei ist. Sonst hätte ich sie wohl auch nicht gefragt, worum es sich bei den Gemüsebündeln vor mir handelte. Um Tenerumi, wie sich herausstellte, die Triebe der Schlangenkürbis-Pflanzen, die im Geschmack süßlich aromatisch sein sollten. Probieren geht über Studieren, die Zubereitungsarten habe ich mir gleich dazu erklären lassen. Im Ergebnis ist das Gemüse eine wirkliche Bereicherung und ganz besonders.

Richtig beliebt ist die Zubereitung auf sizilianische Art als Minestra, also einer Suppe mit eher wenig Flüssigkeit. Im Süden ist sie ein typisches Sommergericht. In Ligurien, also am entgegengesetzten Ende von Italien, wo ich mich gerade aufhalte, haben die Tenerumi der Schlangenkürbisse gerade noch Saison.
Man kann Zucchiniwürfel nach Belieben hinzufügen. Ich lasse sie weg, weil meine Tenerumi an der Spitze ganz viele Mini- Fruchtaustriebe haben. In der Tat sind die Schlangenkürbisse im frühen Stadium eher mit Zucchini zu vergleichen, erst wenn sie orangegelb werden, ähneln sie Kürbissen.
Jetzt kann man sich natürlich fragen, was ein Rezept soll, für das man die nötigen Zutaten nicht ohne Weiteres bekommt. Meine Antwort: Schlangenkürbisse lassen sich leicht selbst anbauen und sind dazu nnoch dekorativ. Sie ranken und bilden viele Früchte. Deshalb unbedingt für nächstes Jahr vormerken und rechtzeitig Samen bestellen (suchen nach: Zucchina lunga da tenerumi bzw. Zucchetta serpente di Sicilia)!
Übrigens handelt es sich bei dieser Minestra um eines der Lieblingsgerichte von Commissario Montalbano (von Andrea Camilleri). Noch ein Grund mehr, sie zu probieren. Und sie schmeckt wirklich wunder-wunderbar!

Zutaten: (4 Personen)
ca. 8 Stiele mit Kürbistrieben
400 g Tomaten, große Würfel (ich nehme 2 Ochsenherz-Tomaten)
1-2 Knoblauchzehen, in dünne Scheiben geschnitten
1 Chilischote, kleingehackt
Olivenöl
250 g Spaghetti, in Stücke zerbrochen (oder Freestyle andere kurze Nudeln)
evtl. 1 Stück Zucchino, in Würfel
Meersalz
etwas Zitronenabrieb
Knoblauchzehen und Chilischote in einem größeren Topf in Olivenöl (großzügig bemessen) anbraten, die Tomaten hinzufügen und alles 10 Minuten einköcheln lassen.
Die Tenerumi von den Stielen pflücken und waschen. Die Blätter übereinanderstapeln, in gröbere Stücke schneiden und (evtl. mit Zucchiniwürfeln) in gesalzenem, köchelndem Wasser ca. 5 – 10 Minuten garen. Nudeln hinzufügen und weiter kochen, bis sie al dente sind.
Das Kochwasser durch ein Sieb abgießen und auffangen. Nudeln mit Tenerumi zu den Tomaten geben und gut mischen. Mit etwas Kochwasser auffüllen, sodass eine dicklichere Suppe entsteht. Mit etwas Zitronenabrieb aromatisieren.