Ich finde, das anstrengendste beim Kochen ist die Planung. Gut, man kann natürlich jeden Tag Nudeln kochen, einmal mit, ein andermal ohne Tomatensauce, (mein Mann begräbt sowieso alles unter Tonnen von geriebenem Parmesan, da ist das egal), mit Gorgonzola, mit Pesto oder wie auch immer, na ja, zwischendurch auch mal eine Pizza oder ein Dhal – und alle wären glücklich. Bis auf mich, ich stehe mehr auf Gemüse. Aber ich bin die Köchin! Ich halte das Zepter in der Hand bzw. die Suppenkelle, was im Endeffekt auf das Gleiche hinausläuft.
„Was gibt es heute zu essen?“
An Kreativität oder Fantasie mangelt es mir nicht, aber leider oft an Zeit. Die schlimmste Situation ist, wenn ich mit etwas sehr beschäftigt bin (und das bin ich oft), plötzlich die Kinder um halb drei vor der Haustür stehen oder aus irgendeiner Ecke des Hauses die tägliche Frage aller Fragen erschallt, im Raum schwebt und mich unter Druck setzt. Noch habe ich nicht geantwortet, noch habe ich mich nicht festgelegt. Ich weiß es nämlich schlicht noch nicht. Das ist der worst case.
Ich könnte jetzt antworten: „Nudeln“
In meiner Verzweiflung mache ich das auch manchmal. Okay, ihr habt gewonnen, ich gebe auf. Dann gibt es noch den Fall, dass ich zwar Nudeln in Aussicht stelle, damit vorläufig Ruhe einkehrt und ich mir einen kleinen zeitlichen Aufschub verschaffen kann. Es folgt der Blick in den Kühlschrank oder die Biokiste, im Sommer der Gang in den Garten, die Inspiration kommt dabei von allein, zumindest meistens.
Dann allerdings kann es ganz leicht passieren, dass aus der versprochenen Pasta etwas ganz anderes wird. Zum Beispiel ein Paprika-Kartoffel-Curry, ein Persischer Linseneintopf oder Polenta-Gnocchi. Und wenn am Ende Wok-Gemüse dabei rauskommt, gibt es eben ein paar Nudeln dazu. Die Zubereitung darf nicht allzu lange dauern, denn die hungrigen Mäuler sitzen mir im Nacken.
„Ihr könnt den Tisch decken!“
Verdächtige Ruhe in allen Stockwerken. Sind denn alle schon wegen Unterzuckerung einem Schwächeanfall erlegen? Ich nehme meine Kuhglocke und erzeuge Lärm, damit hört mich mein Mann bei laufendem Rasenmäher notfalls noch am anderen Ende des Grundstücks. Die Hunde halten sich die Ohren zu. Langsam kommt Bewegung in die eingeschlafene Situation, während (natürlich) ich den Tisch schon gedeckt habe und erleichtert das Essen auftrage. Eine leckere Suppe mit Roten Linsen und Spinat.
„Ich dachte es gibt Nudeln!“
Ich höre den stillen Vorwurf in der Stimme meines Mannes. Was soll ich dazu sagen? Ich habe eben umdisponiert, Nudeln gibt es morgen. Vielleicht. Das wäre nämlich dann der best case: eine ordentliche Planung. Das schont die Nerven – zumindest meine.