Bisher konnte mir noch niemand erklĂ€ren, warum ich viel Geld fĂŒr gehypte Superfoods ausgeben muss. Ich ernĂ€hre mich sowieso relativ gesund, da bringen mir Goji, Macha und Spirulina auch nichts mehr. AuĂerdem wĂ€chst ein besonders supertolles Food ganz ohne mein Zutun direkt im ungebĂ€ndigten Teil meines Gartens: meine Brennnesseln.
Ich gebe zu, ich habe dieses Kraut erst letztes Jahr als Nahrungsmittel entdeckt. Davor habe ich es lediglich in Form von Jauche als Superfood fĂŒr meine Pflanzen angesetzt. Doch nun hat sie meine KĂŒche endgĂŒltig erobert.
Der Knaller sind diese Ravioli mit ihrer aromatischen, wĂŒrzigen Brennnessel-Ricotta-FĂŒllung. Selbst unser kritischer, italienischer Nachbar war entzĂŒckt. Die WĂŒrze der Brennnessel ist aus meiner Sicht auch wirklich das Besondere an der Pflanze. Ich mag ihren Geschmack so gerne, dass ich die rohen BlĂ€tter sogar schon probeweise in unseren KrĂ€uterquark verarbeitet habe, natĂŒrlich heimlich, ganz klein geschnitten, um eventuellen Vorurteilen vorzubeugen.
Ach so, die jungen Brennnesseltriebe werden vor allem wegen ihres hohen Gehalts an Flavonoiden, Mineralstoffen wie Magnesium, Kalzium und Silizium, Vitamin A und C (etwa doppelt so viel wie in Orangen) sowie Eisen geschĂ€tzt. Unglaublich aber wahr: die Brennnessel enthĂ€lt in der Trockenmasse etwa 30 % EiweiĂanteil, die Sojabohne liegt nur knapp darĂŒber.
Zutaten: (6 Personen)
Nudelteig: siehe Grundrezept oder ersatzweise 500 g fertiger Teig
FĂŒr die FĂŒllung:
200 g junge Brennnessel-BlÀtter
250 g Ricotta
1 Ei
1 Scheibe Toast
Meersalz
Pfeffer
Thymian
FĂŒr die fertigen Nudeln:
125 g Butter zum Schwenken
20 SalbeiblÀtter, frisch
alternativ: Thymian, frisch
Fleur de Sel
Parmesan
Pfeffer
Die Brennnesseln kurz in Wasser blanchieren (wenn man das ohne Salz macht, kann man mit der abgekĂŒhlten FlĂŒssigkeit seine Pflanzen gieĂen). Dann mit den anderen Zutaten in einem GefÀà pĂŒrieren.
Die Teigplatten auf eine bemehlte Ravioliform legen, die FĂŒllung mit einem Teelöffel darauf verteilen, die zweite Teigplatte mit einem Nudelholz fest darĂŒber rollen und die fertigen Nudeln herauslösen.
Alternativ (ohne Ravioliform) die zweite Teigplatte vorsichtig ĂŒber die kleinen HĂ€ufchen der FĂŒllung legen, die ZwischenrĂ€ume mit einem RĂŒhrlöffel andrĂŒcken und mit einem Teigtaschenrad die Nudeln voneinander trennen. Immer auf einer gut bemehlten FlĂ€che arbeiten, vor allem bei selbstgemachtem Teig.
Die Nudeln portionsweise in reichlich kochendem Salzwasser 2 – 3 Minuten ziehen lassen.
WĂ€hrenddessen Butter in einem Topf schmelzen und mit den SalbeiblĂ€ttern leicht brĂ€unen fĂŒr ein besonders nussiges Aroma. Mit Fleur de Sel salzen.
Die Nudeln mit einem Schaumlöffel aus dem Wasser heben und auf einer Servierplatte im Ofen warmhalten. Damit sie nicht zusammenkleben, mit Butter betrÀufeln.
Sind alle Ravioli fertig gekocht, mit der restlichen gebrĂ€unten Butter ĂŒbergieĂen, eventuell Fleur de Sel darĂŒber streuen, mit Parmesan servieren.
liebe Anna,
heute dachte ich an dieses GefĂŒhl, Brennnesseln zu zupfen. Also nicht als Unkraut jĂ€ten, sondern schier und pur die kleinen Wurzeln mit den bloĂen Fingern zu zupfen.
Als Kind ist man mit Brennnesseln scheu, wie vor zu kaltem Wasser, das Ă€ltere Menschen gerne fĂŒr ein Bad im Meer oder im ungeheizten Pool nehmen, weil sie sich dann so lebendig fĂŒhlen.
ich habe vor der Abreise aus dem lÀndlichen Idyll aus meinem neu angelegten Klostergarten auf dem BuchsbaumgesÀumten Weg noch 3 Brennnesseln gezupft, hÀtte Handschuhe zur Hand gehabt;
vielleicht war es mir zu umstĂ€ndlich, diese zum Schutz anzuziehen, aber eigentlich fand ich es schön, diesen Thrill, ob ich die kleinen Wurzeln so ergreife, oder gepikst werde, und nun bin ich genesselt, wieder zuhause in der Stadt, und es kribbelt ĂŒberall und erinnert mich an diesen Augenblick, die Luft, das Licht, das GemĂŒse, das ich gesetzt habe, frei von Unkraut zu halten.
Es gab gewissermassen einen Vorwand, aber offen gestanden geschah es ganz ohne Not und freiwillig, dass ich die Brennnesseln ohne Schutzhandschuh gezupft habe,
nun gilt es nur noch, sie in Deine köstliche Pasta zu verarbeiten.
Und das kribbeln bleibt und erinnert an den ersten FrĂŒhlichgstag.